Der richtige Nachfolger

Mehr als 80 Prozent aller Betriebsübergaben scheitern nicht an finanziellen oder rechtlichen Themen, sondern an emotionalen Themen. Denn der Übergabeprozess, sei er familienintern oder -extern ist mit vielen Gefühlen behaftet. Die Gründe für das Scheitern sind vielfältig – häufig sind es familiäre Konflikte, das Nicht-Loslassen-Können oder ein ungeordneter Übergang bei einer unerwarteten Erkrankung oder einem Sterbefall.

Daher ist für jede Schreinerei / Tischlerei besonders wichtig, sich frühzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen und einen klaren Übergabeplan aufzusetzen.

Unser Tipp: Für unerwartete Fälle sollte jeder Betrieb mit den sogenannten Notfallkoffer ausgestattet sein. In diesem sind alle wichtigen Dokumente und Unterlagen enthalten, wie es mit dem Unternehmen im Fall der Fälle weitergehen soll. Informationen dazu gibt es zum Beispiel bei der zuständigen Handwerkskammer und der IHK.

Die geplante familieninterne Übergabe

Perfekt ist es, wenn sich ein Nachfolger in der eigenen Familie findet. Doch eine familieninterne Übergabe kann mit sehr vielen emotionalen Problemen behaftet sein oder auch später zu Problemen führen. Dem kann entgegengewirkt werden, in dem sich die Familie auf das gemeinsame Interesse, den Betrieb erfolgreich weiterführen, verständigt.

Hier ein Negativbeispiel, wie es nicht passieren sollte: Eine familiengeführte Schreinerei mit geringer Rendite wird an den einen Sohn übergeben. Der andere Sohn erhält eine Abfindung in Höhe von 20.000 Euro. Der neue Inhaber bringt die Schreinerei zum Laufen und nach 3 Jahren floriert das Unternehmen. Jetzt meldet der andere Sohn Ansprüche an und möchte anstelle der damals gezahlten 20.000 Euro nun 200.000 Euro haben. Da nichts schriftlich festgelegt wurde, muss der Bruder im schlimmsten Fall ausgezahlt werden. Es muss natürlich nicht so laufen, doch meist hört beim Geld die Freundschaft auf.

Um Machtkämpfe und ähnliche Situationen zu vermeiden, raten wir dazu, mögliche Szenarien bei der Übergabe durchzuspielen und rechtlich abzusichern.

Die Familie sollte sich gemeinsam an einen Tisch setzen und folgende Themen klären:

  • Welche Erwartungen und persönlichen Interessen haben die Familienmitglieder?
  • Wie sehen die Rollenverteilung und die jeweiligen Verantwortlichkeiten aus?
  • Ist der Nachfolger ausreichend qualifiziert und verfügt über handwerkliches und betriebswirtschaftliches Know-how?
  • Gibt es bereits Regelungen hinsichtlich Erbschafts- und Schenkungssteuer, um spätere Belastungen zu vermeiden?
  • Gibt es hinsichtlich der Vorstellungen und Arbeitsweisen zwischen der alten und neuen Generation Konflikte? Lässt die alte Generation der neuen Generation den nötigen Freiraum?
  • Sind alle Aufgaben genau definiert?

Auch wenn sich die Familie einig ist, ist es unbedingt erforderlich, externe Berater zu Rate zu ziehen. Denn ohne die Einbindung externer Experten wie Steuerberater, Rechtsanwälte oder Unternehmensberater werden wichtige Aspekte möglicherweise übersehen. Eine unzureichende rechtliche Begleitung kann zu Problemen bei der Anpassung von Verträgen und Gesellschaftsstrukturen führen.

Beziehe auch die Mitarbeiter und externen Partner frühzeitig in die Übergabephase ein. Denn Veränderungen in der Führung können zu Unsicherheiten führen und sich negativ auf das Betriebsklima auswirken.

Die geplante Übergabe an einen externen Nachfolger

Bei der Übergabe an einen Fremden spielen die Emotionen ebenfalls eine große Rolle. Die Chemie zwischen beiden Parteien, aber auch zwischen den Mitarbeitern und dem neuen Chef muss stimmen.

Wie kann ich mein Lebenswerk in fremde Hände geben – erfüllt der Nachfolger meine Erwartungen und Ansprüche? Bei diesen Fragen wird deutlich, dass jede Nachfolge und Übergabe individuell ist und es keine Patentlösung gibt.

Durch die frühzeitige Planung, eine klare Kommunikation und den Einbezug externer Partner können viele Probleme erst gar nicht entstehen. Es ist wichtig, alle relevanten Aspekte – von der persönlichen Eignung des Nachfolgers bis zu finanziellen und rechtlichen Details – sorgfältig zu berücksichtigen, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Wichtig ist es vor allem, die Mitarbeiter rechtzeitig mit ins Boot zu holen. Bei unserem Partner Möbel Wildfeuer wurde dies so gelöst:

Der Nachfolger arbeitete schon seit Ende des vergangenen Jahres als freier Mitarbeiter im Unternehmen mit und konnte so das Team, die Stammkundschaft sowie die Betriebsabläufe kennenlernen. So lernte er seine zukünftigen Mitarbeiter mitten im Arbeitsprozess kennen und konnte sich gut vorstellen, ob eine weitere Zusammenarbeit funktionieren wird.

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